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Das Bundesjugendtreffen junger Rom*nja
und Sinti*zze und Nicht-Rom*nja

Das erste Bundesjugendtreffen junger Rom*nja und Sinti*zze und Nicht-Rom*nja fand 2009 statt. Seit 2013 findet das Bundesjugendtreffen regelmäßig einmal jährlich an wechselnden Orten im Bundesgebiet statt und ist seitdem zu einem einzigartigen und unverzichtbaren Ort des Zusammenkommens und der Vernetzung junger Rom*nja und Sinti*zze sowie Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit anderen kulturellen Hintergründen geworden. Das Bundesjugendtreffen ist zugleich ein Ort der Emanzipation, des Empowerments und der politischen Teilhabe junger Rom*nja und Sinti*zze, der ihnen aufgrund zahlreicher Diskriminierungen und Hindernisse im Alltag des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland oftmals verwehrt bleibt. Darüber hinaus dienen die Bundesjugendtreffen der Sichtbarkeit des Miteinander von jungen Rom*nja und Sinti*zze und jungen Nicht-Rom*nja und bieten Gelegenheit dazu, positive, vor allem aber selbstbestimmte Bilder und Stimmen der Minderheit zu verbreiten und hervorzuheben und damit einen wichtigen Beitrag zum Abbau antiziganistischer Vorurteile in der Mehrheitsgesellschaft zu leisten. Mit mehr als einhundert Teilnehmer*innen, bis zu zwölf unterschiedlichen Workshops zu Empowerment und zu Themen der politischen und historischen Bildungsarbeit sowie in der Regel vier Veranstaltungstagen ist das Bundesjugendtreffen das bedeutendste und größte bundesweite Zusammenkommen junger Rom*nja, Sinti*zze und Nicht-Rom*nja in Deutschland.

Organisiert wird das jährliche Bundesjugendtreffen von Amaro Drom e.V., dem Bundes-dachverband der Jugendselbstorganisationen von Rom*nja und Sinti*zze in Deutschland. Amaro Drom kooperiert dabei je nach Austragungsort und Thematik der Bundesjugendtreffen mit verschiedenen Landesverbänden und Ortsgruppen junger Rom*nja und Sinti*zze. Die gemeinsame Planung, Organisation und Durchführung der Zusammentreffen stärken den Zusammenhalt der diversen Jugendgruppen und nehmen eine wichtige Rolle bei der unerlässlichen Vernetzung und Bündelung unterschiedlicher lokaler und regionaler Kräfte ein, die sich in Deutschland für die Rechte, Belange und Interessen junger Rom*nja und Sinti*zze einsetzen und beim Empowerment der Jugendlichen sowie der Bekämpfung von Antiziganismus in der Mehrheitsgesellschaft über unterschiedliche Kompetenzen und Erfahrungen verfügen. Durch den Austausch und die Zusammenführung dieser Wissens- und Erfahrungsbestände tragen die Bundesjugendtreffen somit zu einer Professionalisierung der an ihrer Durchführung beteiligten Landesverbände und Ortsgruppen bei. Durch die Kooperation mit zahlreichen anderen Akteur*innen der Jugend- und Bildungsarbeit, welche die Bundesjugendtreffen Jahr für Jahr in verschiedener Form unterstützen, werden die Möglichkeiten der politischen und gesellschaftlichen Einflussnahme der bundesweiten Jugendselbstorganisationen von Rom*nja- und Sinti*zze zusätzlich gestärkt.

Zentrales Ziel der Bundesjugendtreffen ist es, den teilnehmenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Raum zu bieten, in dem sie offen und ungezwungen über ihre Lebensrealität sprechen und sich über gesellschaftliche, kulturelle und politische Fragen, die mit ihrer eigenen Biografie im Zusammenhang stehen, austauschen können. Hierzu nehmen die Jugendlichen während des Bundesjugendtreffens an einzelnen, von professionellen Teamer*innen angeleiteten Workshops teil, in denen sie dazu ermutigt werden, selbstbewusst ihre eigenen Meinungen und Positionen zu vertreten, aber auch persönliche Ängste, Zweifel und Wünsche zu äußern. Dabei bearbeiten die Teilnehmer*innen so unterschiedliche Themen wie die Geschichte von Rom*nja und Sinti*zze in Deutschland und Europa, ihre Verfolgung und Ermordung während des Nationalsozialismus, aktuelle politische Fragen zu Asylrecht und Abschiebepraktiken, Fragen der Identitäts- und Berufsfindung, der Geschlechtergerechtigkeit und des Empowerments sowie mögliche Strategien und den Umgang mit konkreten Rassismuserfahrungen, gesellschaftlichen Vorurteilen und wiederkehrenden medialen Stereotypen, welche die Wahrnehmung von Rom*nja und Sinti*zze in der deutschen Mehrheitsgesellschaft nach wie vor beherrschen. Ein besonderes Anliegen der Workshops besteht darin, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen Möglichkeiten der politischen und gesellschaftlichen Partizipation aufzuzeigen und ihnen Wege und Werkzeuge zu vermitteln, mit denen sie sich innerhalb wie außerhalb der Jugendselbstorganisationen von Rom*nja und Sinti*zze aktiv in die politisch-historische Bildungsarbeit einbringen können. In diesem Zusammenhang bieten die Bundesjugendtreffen den Teilnehmer*innen die Gelegenheit, mit bekannten Persönlichkeiten und Vorbildern aus der Community sowie politischen Entscheidungsträger*innen zusammentreffen und mit ihnen über gesellschaftlich und politisch relevante Fragestellungen zu diskutieren. Einen hohen Stellenwert nehmen im alljährlichen Programm auch die verschiedenen künstlerisch orientierten Workshops ein, in denen Musik-, Theater-, Tanz- oder Commedystücke erarbeitet werden, deren Aufführung auf der abschließenden Präsentation der einzelnen Workshops häufig zu den Höhepunkten der jährlichen Bundesjugendtreffen gehören.

Begleitet werden die Bundesjugendtreffen jedes Jahr von einer umfangreichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. So werden Vertreter*innen lokaler, regionaler und überregionaler Medien (von Zeitungen, Wochenzeitschriften, Rundfunk, Fernsehen u.a.) bereits im Vorfeld von Amaro Drom über Themen und Veranstaltungen der Bundesjugendtreffen informiert und zu zahlreichen öffentlichen Teilveranstaltungen, wie einzelnen Abschlusspräsentationen oder Podiumsdiskussionen mit Politiker*innen gezielt eingeladen. Zudem erhalten Medienvertreter*innen auf den Bundesjugendtreffen regelmäßig die Möglichkeit, Interviews mit Organisator*innen und Teilnehmer*innen zu führen. Die Bundesjugendtreffen eröffnet damit die Gelegenheit, weite Kreise der Gesellschaft über Lebensrealitäten, Aktivitäten und Herausforderungen junger Rom*nja und Sinti*zze in Deutschland zu informieren und zugleich Medienschaffende für eine vorurteilsfreie Berichterstattung über die Minderheit zu sensibilisieren.

Überblick über die Bundesjugendtreffen

Bericht vom Bundesjugendtreffen 2023 in Berlin

Vom 29. September bis 2. Oktober fand in Berlin das Bundesjugendtreffen 2023 statt, das in diesem Jahr unter dem von den Jugendlichen von Amaro Drom selbstgewählten Motto „Vas vastete. Amen sam zurale! – Hand in Hand. Wir sind stark!“ stand. Rund 120 junge Roma und Sinti sowie Nicht-Roma trafen vier Tage lang im Centre Français de Berlin aufeinander, lernten sich gegenseitig kennen, diskutierten miteinander und vertieften in sechs verschiedenen Workshops – zu den Themen Rassismussensibilisierung und Empowerment, Grundlagen der Rhetorik und Wege zu politischem Engagement, Erinnerungspolitische Kämpfe, TikTok als Tool für Empowerment und Aktivismus und einem Musik- und einem Tanz-Workshop – ihre Kenntnisse und Fähigkeiten.

Zu den Höhepunkten des diesjährigen Bundesjugendtreffens zählten der Community-Abend am Samstagabend mit Tanz und Musik im Bildungsforum gegen Antiziganismus, der gemeinsame Besuch des Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma Europas am Sonntag und die Abschlussveranstaltung am Montag im Theatersaal des Centre Français, auf der nicht nur die Ergebnisse der Workshops vorgestellt wurden, sondern einige der TeilnehmerInnen mit den beiden PolitikerInnen Susanna Kahlefeld, Abgeordnete des Berliner Abgeordnetenhaus, und Hakan Demir, Bundestagsabgeordneter und Co-Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt in Berlin, über zentrale Herausforderungen junger Roma und Sinti in Deutschland – darunter die Bekämpfung des institutionellen Antiziganismus – diskutierten.

Die Bedeutung des jährlichen Bundesjugendtreffens von Amaro Drom, welches in diesem Jahr eine Rekordteilnehmerzahl erreichte, wurde auf der Abschlussveranstaltung auch in den Grußworten von Petra Pau, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Melanie Haas, Leiterin der Abteilung Demokratie und Engagement im Bundesfamilienministerium und Reem Alabali-Radovan, Staatsministerin beim Bundeskanzler und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration unterstrichen. So waren sich Gäste, TeilnehmerInnen und ReferentInnen darin einig, dass das seit 2009 ausgetragene Bundesjugendtreffen von Amaro Drom einen einzigartigen und unverzichtbaren Ort der Emanzipation, des Empowerments und der politischen Teilhabe junger Roma und Sinti darstellt, der ihnen aufgrund zahlreicher Diskriminierungen und Hindernisse im Alltag des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland oftmals verwehrt bleibt.

Überblick über die Workshops auf dem Bundesjugendtreffen:

Rassismussensibilisierung und Empowerment

Ziel des von den beiden Referentinnen Zumreta Sejdovic und Christina von Haugwitz geleiteten Workshops war es, gemeinsam mit den Jugendlichen Handlungsstrategien zu entwickeln, die es ermöglichen, trotz vieler Schwierigkeiten und wiederkehrender Erfahrungen von Benachteiligung und Ausgrenzung nicht aufzugeben und den Mut zu behalten. Dabei reflektierten die Jugendlichen insbesondere Situationen und Erlebnisse im Kontext von Schule und Ausbildung sowie von öffentlichen Behörden und setzen sich dabei sowohl mit direkten als auch mit strukturellen Formen von Antiziganismus und Rassismus auseinander. Die daraus resultierenden Forderungen an die Politik fanden Eingang in die Fishbowl-Diskussion auf der Abschlussveranstaltung.

 Grundlagen der Rhetorik und Wege zu politischem Engagement

Ausgangspunkt des von Daniel Unsöld angeleiteten Workshops war, dass Redegewandtheit und überzeugenden Argumentieren unverzichtbar sind, um sich bei öffentlichen Auftritten und in Mitbestimmungsprozessen Gehör zu verschaffen. Der praxisnahe und niedrigschwellig orientierte Workshop vermittelte daher vor allem Grundlagen und Schwerpunkte der Rhetorik, die es ermöglichen, sich aktiv und selbstbewusst in gesellschaftliche und politische Debatten einzubringen. Zudem bereiteten die TeilnehmerInnen die Fishbowl-Diskussion auf der Abschlussveranstaltung vor und sammelten hierzu auch die Statements und Forderungen der Teilnehmenden anderer Workshops ein.

Erinnerungspolitische Kämpfe. Was prägt unsere Erinnerung an die NS-Geschichte?

Der Workshop „Erinnerungspolitische Kämpfe. Was prägt unsere Erinnerung an die NS-Geschichte?“, durchgeführt von Jona Schapira, Referentin im Bereich Wanderausstellung des Anne-Franks-Zentrums, widmete sich der Geschichte der Erinnerungskultur zum Nationalsozialismus. Die Teilnehmenden setzten sich während des Workshops mit ihren persönlichen Zugängen, »vergessenen« Opfergruppen und verschiedenen Formen des Erinnerns auseinander. Gemeinsam thematisierten sie mit der Referentin Nachkriegsprozesse und »vergessene« Opfergruppen. Die Teilnehmenden lernten verschiedene Formen des Erinnerns kennen und wurden ermutigt, eigene Fragen und Positionen zur Erinnerungskultur zu entwickeln. Der zweite Teil des Workshops beschäftigte sich intensiv mit dem Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas. In drei Kleingruppen erarbeiteten die Teilnehmenden zu folgenden Themen Inhalte: Einführung in das Denkmal, Geschichte des Denkmals und Kampf gegen die Bebauungspläne der Deutschen Bahn. Die Ergebnisse der Recherchen wurden dann den anderen Teilnehmenden des Bundesjugendtreffens am Denkmal vorgetragen.

TikTok als Tool für Empowerment und Aktivismus

Die Referentinnen Carmen Glink Buján und Marie Heinrichs von Amaro Foro e.V. beschäftigten sich mit den Teilnehmenden in ihrem Workshop mit der von jungen Menschen besonders stark genutzten Plattform TikTok. Dabei wurde zunächst gemeinsam die Tatsache reflektiert, dass in den sozialen Medien allgemein leider immer noch sehr viel antiziganistische und rassistische Hassrede verbreitet ist. Im Weiteren setzten sich die Teilnehmenden dann mit Möglichkeiten und Chancen auseinander, die Plattform für aktivistische und empowernde Inhalte zu nutzen. Im letzten Teil des Workshops hatten die TeilnehmerInnen schließlich Gelegenheit und Zeit, ihre eigenen TikTok-Videos zu wichtigen Themen der Community zu produzieren, wovon eine Auswahl auf der Abschlussveranstaltung präsentiert wurde.

Musik-Workshop „Entdecke die Magie der Musik und stehe gegen Vorurteile auf!“

Musik ist die Sprache, die uns alle verbindet. Für die Teilnahme an dem von Denisz Petrovity geleiteten Musikworkshop spielte es daher auch keine Rolle, ob jemand bereits ein Instrument beherrscht oder ob er oder sie gut singen kann. Was alleine zählte, war die Leidenschaft für Musik und der Wunsch, etwas Besonderes zu erschaffen. Gemeinsam wurden nicht nur Klänge und Musikstücke erschaffen, sondern damit auch Botschaften gegen Vorurteile und Rassismus sowie für Partizipation und Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft vermittelt. Sowohl auf dem Community-Abend als auch auf der Abschlussveranstaltung zeigten die Teilnehmenden des Workshops, wie Musik Menschen aus allen Ecken der Welt miteinander vereinen kann.

“Mahala”-Tanz-Workshop

In dem von dem Tanzlehrer und Choreographen Sani Refati angeleiteten Tanz-Workshop setzen sich die TeilnehmerInnen mit der Bedeutung von „Mahala“ (dt. Nachbarschaft) und den damit verbundenen Werten wie Respekt, Solidarität und Traditionspflege auseinander. Auf tänzerische und kreative Weise wurden dabei vor allem der Verlust und die Wiederaneignung von Roma-Traditionen thematisiert und dargestellt. Darüber hinaus erkundeten die Teilnehmenden, wie sich Roma über Jahrhunderte hinweg ohne eigenes Land, ohne Armee und ohne politische Vertretung in Europa haben behaupten können.

Das Team von Amaro Drom möchte sich bei allen Teilnehmenden, ReferentInnen, Gästen, FördergeberInnen und UnterstützerInnen des Bundesjugendtreffens 2023 ganz herzlich bedanken:

Vas vastete. Amen sam zurale! Hand in Hand. Wir sind stark!

Videos über das BJT 2023
Denkmalbesuch für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas
Überblick über die Workshops
Überblick über das Bundesjugendtreffen 2023

Fotos
Gruppenbild
Gruppenbild
Workshop
Workshop
Denkmalbesuch für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas
Abschlussveranstaltung

Bericht über das Bundesjugendtreffen 2022 in Berlin

Vom 30. September bis 3. Oktober 2022 fand in Berlin das Bundesjugendtreffen 2022 statt.                  Rund 90 junge Rom*nja und Sinti*zze sowie Nicht-Rom*nja und Nicht-Sinti*zze trafen sich in den Räumlichkeiten des Wannsee-Forums, lernten sich gegenseitig kennen, diskutierten miteinander und vertieften in über den fünf folgenden Workshops ihre Kenntnisse und Fähigkeiten: Roma-Crash-Kurs in der Verbindung mit der Geschichte der Sprache der Sinti*zze und Rom*nja, Kunst- bzw. Comic-Workshop, TikTok-Workshop, Empowerment-Workshop und Theater-Workshop.

 

Freitag, 30. September 2022

Der erste Tag des Bundesjugendtreffen startete mit dem Ankommen der Teilnehmer*innen, der Zimmeraufteilung und der Einteilung in die Workshops. Bereits am Freitag begann das Kennenlernen unter den Teilnehmer*innen. Einige der Teilnehmer*innen kannten sich bereits von vergangenen Bundesjugendtreffen, jedoch waren auch viele dabei, für die es das erste Bundesjugendtreffen war. Als Methode hierzu benutzten wir eine bundesweite Karte, auf der die Teilnehmer*innen ihre Heimatorte markierten und Bilder von sich daran klebten. Am Ende entstand so eine Karte des Bundesjugendtreffens 2022. Für uns als Verband wurde noch einmal klar, dass die bestehenden Jugendgruppen weiterhin aktiv sind, in der jüngeren Vergangenheit – nicht zuletzt im Zusammenhang mit unseren Projektaktivitäten im Kompetenznetzwerk Antiziganismus – aber auch viele neue Ortsgruppen entstanden sind.

 

Samstag, 1. Oktober 2022

Der zweite Tag des Bundesjugendtreffen startete mit dem ersten Teil der offiziellen Begrüßung der Teilnehmer*innen, der Vorstellung der Workshops und der Referent*innen sowie einer Vorstellung aller Teilnehmer*innen. Kurz danach folgte auch die Aufnahme eines ersten Gruppenfotos und die Teilnehmer*innen konnten sich in ihre jeweiligen Workshops begeben, für die sie sich bereits am Vortag angemeldet hatten. Bei der Planung der Workshops wurden die Erfahrungen, die Amaro Drom e.V. in den letzten Jahren gesammelt hat, berücksichtigt. Hierbei ist auch zu erwähnen, dass Bedarf und Notwendigkeit der Workshop-Themen von Amaro Drom e.V. im Vorfeld gemeinsam mit den im Verband aktiven Jugendlichen abgestimmt wurden.

Roma-Sprachkurs:

Der von Professor Hyrsto Kyuchkov angeleitete Workshop hatte zum Ziel, unter den Teilnehmenden die Kenntnisse des Romanes zu vertiefen und zu erweitern. Der erste Teil des Workshops beschäftigte sich dabei mit der Entstehung und der Geschichte des Romanes, anhand derer auch wichtige Erkenntnisse über die Wanderungsgeschichte der Rom*nja vermittelt wurden. Anschließend erweiterten die Teilnehmer*innen ihren Wortschatz, sprachen über die verschiedenen Dialekte des Romanes und beschäftigten sich mit der Grammatik der Sprache. Auch setzten sich die Teilnehmer*innen mit verschiedenen Büchern auf Romanes auseinander. Am Ende des Workshops wurde ein Lied auf Romanes entworfen und für die Abschlusspräsentation eingeübt.

Empowerment Workshop

Der Empowerment-Workshop unter Leitung von Elvira Ajvazi hat sich zuvorderst mit der Stärkung des Bewusstseins um Rassismus, Ausgrenzung sowie Antiziganismus beschäftigt. Dabei wurden insbesondere „stille“ oder auch vermeintlich „positive“ Stereotypisierungen, wie sie junge Angehörige der Minderheit häufig im Alltag, in der Schule oder in der Ausbildung antreffen, thematisiert. In intensiven und lebendigen Diskussionen erörterten die Teilnehmenden Methoden und Reaktionen, mit denen man als Betroffene*r Antiziganismus wirksam begegnen und bekämpfen kann.

Tik-Tok-Workshop

Im Tik-Tok-Workshop wurden den Teilnehmenden Fähigkeiten und Techniken vermittelt, wie man ein Video aufnehmen und anschließend auf der Plattform hochladen kann. Dabei setzten sich die Teilnehmenden auch mit Herausforderungen wie Selbstermächtigung, Rassismussensibilisierung und Antiziganismus auseinander und thematisierten ihre eigenen Erfahrungen und Gedanken zu diesen Themen anschließend auf spielerische Art und Weise in den Videos. Weil leider Ausgrenzung und Diskriminierung in den sozialen Medien in den vergangenen Jahren zugenommen haben, wurden den Teilnehmer*innen zudem Hinweise dafür gegeben, wie sie sich und andere vor Hass und Rassismus im Netz und bei Tik-Tok schützen können.

Kunst-Workshop

Das Kunstworkshop wurde von einem Roma-Künstler aus Berlin geleitet. Hierbei haben die Teilnehmer*innen wichtiges Wissen vermittelt bekommen, was eine Zeichnung ausmacht. Die Teilnehmer*innen konnten verschiedene Techniken und Materialien ausprobieren und in verschiedenen Übungen wesentliche Grundformen der Zeichnung erproben. Am Ende des Workshops hatten alle Teilnehmenden ein eignes Kunstwerk kreiert, dass bei Abschlusspräsentation am Montag vorgestellt wurde.

Theater-Workshop

Schwerpunkt des Theater-Workshops, der von Nedjo Osman angeleitet wurde und unter dem Motto „Wer bin ich“ stand, war die Stärkung der eigenen Kultur. Ziel des Workshops war die Vorbereitung eines kleinen Theaterstücks, das die Teilnehmer*innen auf der Abschlussveranstaltung aufführen sollten. Nedjo Osman vermittelte den Teilnehmenden dabei grundsätzliche Techniken der Selbst- und Gruppendarstellung und berichtete darüber hinaus von seinen eigenen Erfahrungen als Schauspieler und Regisseur.

Den Abschluss des Samstags stellte eine Podiumsdiskussion dar. Am Anfang der Diskussion wurden die Teilnehmer*innen von Petra Pau mdB, die leider krankheitsbedingt ihr Kommen kurzfristig absagen musste, über eine Online-Schalte begrüßt.

Die Teilnehmer*innen der Diskussion waren: Melissa Sejdi, Jugendkoordinatorin von Amaro Drom e.V., Ansgar Drücker von IDA e.V. sowie Elvira Ajvazi vom Roma Integration Zentrum e.V. Die Podiumsdiskussion wurde von Tobias Borcke vom Bildungsforum gegen Antiziganismus moderiert. Inhaltliche Schwerpunkte waren die Erfahrungen mit Behörden und institutioneller Antiziganismus, die Hürden und Erfolge der Jugendarbeit aus der Sicht von Roma-Selbstorganisationen sowie der Umgang mit Roma-Geflüchteten aus der Ukraine. Insbesondere spielte die Bekämpfung von Antiziganismus bei Behördengänge spielte während der Diskussion eine wichtige Rolle. Diesbezüglich wurde gefordert, verstärkt Workshops für Sachbearbeiter*innen durchzuführen, in denen Wissen über die Geschichte und die Gegenwart von Sinti*zze und Rom*nja vermittelt wird. Auch sollten Verwaltungsstellen von Angehörigen der Minderheit besetzt werden, damit antiziganistische Vorfälle in Behörden rechtzeitig erkannt und verhindert werden können. Angesprochen wurden auch die erheblichen Schwierigkeiten, die sich in Verbindung mit dem Aufenthaltsgesetz zur Bleibeperspektive von Rom*nja in Deutschland ergeben. Obwohl hierzu neue Möglichkeiten geschaffen wurden, wie z.B. eine Ausbildungsduldung oder Aufenthalte aufgrund von Erwerbstätigkeit, wurde deutlich gamcht, dass für Rom*nja weiterhin teilweise unüberbrückbare Hindernisse bestehen.

Nach Abschluss der Diskussion fand im Bildungsforum gegen Antiziganismus ein Ausklang mit Essen und Getränken statt.

 

 

 

Sonntag, 2. Oktober

Der dritte Tag des Bundesjugendtreffen startete mit ein gemeinsamen Warm-Up, bevor sich die Teilnehmer*innen erneut in ihre jeweiligen Workshops begaben. Dort vertieften sie die am Vortrag begonnenen Aktivitäten und Diskussionen und bereiteten die für die Abschlussveranstaltung geplanten Präsentationen ihrer Workshop-Ergebnisse vor. Nach Ende der Workshops trafen sich alle Teilnehmer*innen des Bundesjugendtreffens auf der Terrasse des Wannsee-Forums zu einem gemeinsamen Gruppenbild. Anschließend sind wir mit den meisten Teilnehmer*innen in die Stadt gefahren, wo wir das Regierungsviertel, das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas und das Denkmal für die ermordeten Juden besuchten. Die Teilnehmer*innen erfuhren dabei von uns Wissenswertes über die Geschichte des Denkmals und ihre Bedeutung für unsere Minderheit. Mit einem gemeinsamen Abendessen beendeten wir den Abend in der Stadt.

 

Montag, 3. Oktober 2022

Am vierten Tag fand im Bildungsforum gegen Antiziganismus die Abschlussveranstaltung des Bundesjugendtreffens statt. Dabei stellten alle Workshop-Gruppen in jeweils zehn- bis 15-minütigen Präsentationen die von ihnen an den Vortagen erarbeiteten Ergebnisse ihrer Workshops vor. Nach Aufführung des Theaterstücks „Wer bin ich“ und einer bewegenden zweisprachigen Poesie-Vorlesung von Nedjo Osman, fand schließlich noch eine kleine Tombola statt. Nach dem gemeinsamen Mittagsessen erfolgte die Abreise der Teilnehmer*innen.

Das Bundesjugendtreffen stellt in den Verbandsarbeit von Amaro Drom e.V. den jährlichen Höhepunkt dar. Es ist deutschlandweit das größte jährliche Austausch- und Vernetzungstreffen jugendlicher Rom*nja und Nicht-Rom*nja. Die gegenseitigen Austausche und die gemeinsamen Workshops stellen nach unseren Beobachtungen und Erfahrungen gerade für jene Teilnehmer*innen, die zum ersten Mal am Bundesjugendtreffen teilnehmen, den Beginn einer Sensibilisierung und Stärkung des Selbstbewusstseins dar, um sich mit Antiziganismus und Rassismus auseinanderzusetzen. Die Teilnehmer*innen, die wiederum nicht zum ersten Mal teilnehmen, berichten uns wiederholt von einer Erhöhung ihres Selbstbewusstseins und der Stärkung ihrer Identität als Angehörige der Minderheit. Darüber hinaus zeigen die Teilnehmer*innen des Bundesjugendtreffens regelmäßig eine erhöhte Motivation, künftig auch an anderen Maßnahmen und Angeboten von Amaro Drom e.V. mitzuwirken.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmer*innen und Referent*innen des Bundesjugendtreffens 2022 und freuen uns bereits darauf, hoffentlich viele von ihnen beim nächsten Bundesjugendtreffen 2023 wieder begrüßen zu dürfen.

 

Fotos könnt ihr hier sehen:

Gruppenbild2_BJT_22

Fotostrecke_BJT_22

Vom 12. bis 15. November 2021 fand in der Jugendherberge Düsseldorf das Bundesjugendtreffen „Terne Rom*nja und Sinti*zze“ statt, das in diesem Jahr gemeinsam mit unserem Landesverband in Nordrhein-Westfalen, Carmen e.V., organisiert wurde. Rund 60 Angehörige der Community der Rom*nja und Sinti*zze in Deutschland befassten sich während des Bundesjugendtreffens mit den Themen Empowerment, Bildung, Antiziganismus, Theater, Medien sowie mit der Geschichte und Sprache der Rom*nja und Sinti*zze.

Am Samstag, den 13.11.2021, fand nach der Workshopreihe ein Communityabend in der Freizeitstätte Spektakulum in Düsseldorf-Benrath statt. Somit wurde auch der Düsseldorfer Community die Möglichkeit gegeben, das Bundesjugendtreffen kennenzulernen. Der Communityabend bot zudem weitreichende Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch und zur Vernetzung zwischen den Teilnehmer*innen.

Am Sonntag, den 14.11.2021, erinnerten die Teilnehmer*innen am Mahnmal am Höherweg an die zwischen 1938 und 1945 internierten, deportierten und ermordeten Rom*nja und Sinti*zze. Das öffentliche Gedenken begann um 14:00 Uhr. Am Gedenken nahmen neben den Teilnehmer*innen des Bundesjugendtreffens die SPD-Kommunalpolitikerin Katharina Kabata sowie zahlreiche Aktivist*innen der Düsseldorfer Community der Rom*nja und Sinti*zze teil. Die Gedenkveranstaltung wurde mit einer Kranzniederlegung und dem Besuch der Roma-Moschee Düsseldorf beendet.

Den Abschluss des Bundesjugendtreffens bildete in diesem Jahr die Podiumsdiskussion am Vormittag des 15. November 2021. Dabei diskutierten die Teilnehmer*innen des Bundesjugendtreffens mit Anne Dierenfeldt, Mitglied der Ratsfraktion – Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Wuppertal und Helge Lindh, Mitglied des Deutschen Bundestages, Themen wie die aktuelle politische Lage in Deutschland, den weitverbreiten Antiziganismus sowie Möglichkeiten zu seiner Bekämpfung und zur Verbesserung der politischen Partizipation von Rom*nja und Sinti*zze. Darüber hinaus wurden auf der Podiumsdiskussion Fragen der Bildungssituation, des Bleiberechts und des Wahlrechts angesprochen. Helge Lindh wies darauf hin, dass das Problem von Rassismus und Antiziganismus in Deutschland nicht auf die äußeren Ränder der Gesellschaft beschränkt sei, sondern in deren Mitte verortet und bekämpft werden müsse. Wichtig sei es in diesem Zusammenhang, vor allem unter Entscheidungsträger*innen in der Politik, der Verwaltung und der Schule darauf hinzuwirken, eingebildetes und gefühltes Halbwissen über Rom*nja und Sinti*zze sowie andere Minderheiten durch eine fundierte, diskriminierungsfreie Perspektive zu ersetzen.

In diesem Jahr standen auf dem Bundesjugendtreffen die gegenseitige Vernetzung, die gesellschaftliche und politische Selbstorganisation, die Stärkung des Selbstbewusstseins und der Identität der Teilnehmer*innen im Zentrum der durchgeführten Empowerment- und Weiterbildungsangebote. Unsere Beobachtungen zeigten, dass viele der Teilnehmer*innen in ihrem gesellschaftlichen Umfeld leider weiterhin starke Vorurteile befürchten, wenn sie sich offen zu ihrer Minderheitszugehörigkeit bekennen. Vor allem durch die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte und der eigenen Sprache der Rom*nja und Sinti*zze, dem Romanes, fühlten sich indes die Teilnehmer*innen in ihrer Zugehörigkeit zur Community gestärkt sowie dazu ermutigt, sich selbstbewusst gegen Antiziganismus, aber auch gegen jegliche andere Form von Rassismus und Diskriminierung einzusetzen.

Die in den Workshops erzielten Ergebnisse haben zudem erneut deutlich gemacht, dass Antiziganismus und seine Folgen für die Betroffenen auf verschiedenen Ebenen bekämpft werden müssen. Neben der politischer Lobbyarbeit stellen dabei insbesondere die dauerhafte Stärkung der Teilhabechancen junger Rom*nja und Sinti*zze, der Abbau von antiziganistischen Einstellungen in der Mehrheitsbevölkerung und die Dekonstruktion von in der Öffentlichkeit und den Medien verbreiteten Vorurteilen und Stereotypen wichtige Aspekte zur Verbesserung der aktuellen Situation in Deutschland dar.

Förderer

Das 2020 in Leipzig geplante Bundesjugendtreffen musste leider aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Kontaktbeschränkungen ausfallen.

Vom 27. September bis 30. September 2019 fand das Bundesjugendtreffen erneut in Berlin statt, dieses Mal unter dem Motto „Amen sijam o avutnipe! Wir sind die Zukunft!“ (2019). Organisiert wurde die Konferenz, zu der wieder mehr als 100 jugendliche Rom*nja, Sinti*zze und Nicht-Rom*nja zusammenkamen, in diesem Jahr von Amaro Drom in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung sowie mit der Unterstützung durch die Landesverbände.

Eine Besonderheit der diesjährigen Veranstaltung war die Abschlusspräsentation des Modellprojekts „Dikhen Amen! Seht uns!“, das von 2015 bis 2019 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramm „Demokratie leben!“ gefördert wurde und in dessen Zuge auch die Durchführung der Bundesjugendtreffen der vergangenen fünf Jahre maßgeblich ermöglicht wurde. Der Parlamentarische Staatssekretär Stefan Zierke richtete aus diesem Grund ein Grußwort an die Organisator*innen und Teilnehmer*innen. In den Workshops, die mit der Unterstützung erfahrener Teamer*innen von Jugendlichen durchgeführt wurden, die zuvor an der Multiplikator*innen-Ausbildung von „Dikhen Amen!“ teilgenommen hatten, befassten sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in diesem Jahr mit der Geschichte von Rom*nja und Sinti*zze, dem spezifischen Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze, Instrumenten der Medien- und Öffentlichkeitsarbeit sowie mit aktuellen politischen Entwicklungen und ihren Auswirkungen auf die Community. Auf einer öffentlichen Podiumsdiskussion diskutierten die Teilnehmer*innen des Politik-Workshops mit Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau und der Roma-Bürgerrechtlerin Ilona Lagrene ihre Erwartungen und Forderungen an die Politik.

Förderer

Das Bundesjugendtreffen vom 28. September bis 1. Oktober 2018 in Berlin-Wannsee wurde von Amaro Drom in Zusammenarbeit mit Amaro Foro e.V. organisiert und mit großer Unterstützung durch Terne Rroma Südniedersachsen e.V., der Roma-Jugend-Initiative Northeim und Romano Sumnal e.V. aus Sachsen durchgeführt. Das Motto der „Dikhen palal mire jakha! Schaut durch meine Augen!“ verstand sich in diesem Jahr als Aufforderung und Einladung an Andere, die Welt aus der Sicht von Rom*nja und Sinti*zze zu betrachten, um so die eigene Perspektive auf die gesellschaftlichen Realitäten zu erweitern.

Im Medien-Workshop „Breaking the (stereotypical) Image“ ging es hauptsächlich um Fragen der Selbstrepräsentation junger Rom*nja und Sinti*zze in sozialen Netzwerken. Im Workshop „Deine Meinung zählt“ befassten sich die Jugendlichen mit Möglichkeiten der politischen Partizipation und bereiteten eine Podiumsdiskussion mit der Politikerin Susanna Kahlefeld vor, auf der dann Fragen zu geplanten Maßnahmen gegen rassistische Diskriminierungen von Rom*nja und Sinti*zze im Mittelpunkt standen. Im Workshop „Romnja und Sintizze während des Porajmos“ setzten sich die Teilnehmerinnen mit Biografien von Frauen wie die der in diesem Jahr auf dem Bundesjugendtreffen anwesenden Aktivistin Rita Prigmore auseinander, die Genozid und Verfolgung während des Nationalsozialismus überlebt haben. Ziel des Theatertanz-Workshops „Gleich.Equal.jekh chip“ war es hingegen, auf künstlerischem Wege den gesellschaftlichen Tendenzen der Spaltung eine Politik der Solidarität entgegenzusetzen. Ergänzt wurden die Workshops durch ein vielschichtiges Abendprogramm mit musikalischen Darbietungen, Filmvorführungen sowie dem Besuch der Ausstellung „So ist es das bei uns“ des aus Sarajewo stammenden Fotografen Nino Nihad Pušija.

Pressearbeit auf dem Bundesjugendtreffen 2018

Wie das Motto „Dikhen palal mire jakha! – Schaut durch meine Augen!“ nahelegt, war das Bundesjugendtreffen auch dieses Jahr als ein Ort der Sichtbarkeit und des Austausches konzipiert. Für Pressevertreter*innen und Interessierte gab es die Gelegenheit Interviews mit Vereinsmitgliedern und jugendlichen Teilnehmenden zu führen. Dafür waren Pressezeitfenster vorgesehen, es wurde ein Presseteam gebildet und eine öffentliche Abendveranstaltung organisiert. Die zahlreich eingeladenen Medien blieben der Veranstaltung jedoch bis auf eine Ausnahme fern.

Schon in den vergangenen Jahren tat sich die Presse schwer damit, der größten bundesweiten Veranstaltung junger Rom*nja und Sinti*zze einen Nachrichtenwert abzugewinnen. Anscheinend sind Rom*nja und Sinti*zze für die Medien in Deutschland nur dann interessant, wenn sie als passive Opfer präsentiert oder als kriminell dargestellt werden können. Wollen sie jedoch selbst zu Wort kommen, um ihre Geschichten und politischen Ziele in die Öffentlichkeit zu tragen, passen sie nicht mehr in die Schablonen, die ihnen die Medien offenbar zuweisen – und werden ignoriert. Der hier geschilderte Umstand ist leider ein Rückschlag für die sonst sehr erfolgreiche Bundesjugendkonferenz.

Anlässlich der Fachtagung „Antiziganismus in den Medien“ von Amaro Foro e.V. am 24. Oktober 2018 nahmen Amaro Drom und der Berliner Landesverband ausführlich Stellung zum Wegbleiben der Presse bei der Bundesjugendkonferenz 2018.

Junge Rom*nja und Sinti*zze schaffen sich Raum für Entfaltung und Zusammenhalt

Medien-Workshop „Breaking the (stereotypical) Image“

Workshop „Deine Meinung zählt“: Politische (Jugend)Partizipation

Workshop Romnja und Sintizze während des Porajmos

Theatertanz-Workshop „Gleich.Equal.jekh chip“

Abschlusspräsentation der Workshops

Förderer

Das Bundesjugendtreffen vom 30. September bis 2. Oktober 2017 fand in Freiburg im Breisgau statt und wurde gemeinsam von Amaro Drom und dem Roma Büro Freiburg e.V. organisiert. Thematisch schloss die Veranstaltung an die Vorjahreskonferenz an: Unter dem Motto „Heimat ist nicht gestern – Heimat ist morgen – Heimat ist was wir draus machen!“ diskutierten die Teilnehmer*innen Themen wie Identitätsfindung, Möglichkeiten der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe und Geschichte der europäischen Rom*nja.

Zu den Höhepunkten des umfassenden Programms gehörten neben erneut zahlreichen künstlerischen Darbietungen, Workshops zu Bildung, Schule und Feminismus, vor allem historische Auseinandersetzungen, darunter eine Geschichtswerkstatt zu Biografien von Rom*nja und Sinti*zze in Deutschland, die Erarbeitung eines Beitrags zu einer Ausstellung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma zur Geschichte des Völkermords, in dem die Jugendlichen die ausgestellten Geschichten zur Verfolgung der europäischen Rom*nja und Sinti*zze in Bezug zu ihren eigenen Familiengeschichten setzten, sowie eine Stadtrundfahrt in die Freiburger Geschichte während des Nationalsozialismus.

Dieses Jahr fanden auf dem Bundesjugendtreffen erstmals auch viele öffentliche Programmpunkte statt, zu denen im Vorfeld gezielt und umfassend eingeladen wurde. Da die Veranstaltung mitten in Freiburg stattfand, stellte in diesem Rahmen der Austausch mit Angehörigen der Freiburger Mehrheitsbevölkerung und migrantischer Communities einen Schwerpunkt dar. Ausführliche Berichte vom Bundesjugendtreffen und Interviews mit Teilnehmer*innen und Organisator*innen erschienen in der Badischen Zeitung, der Wochenzeitung Der Sonntag, dem Südkurier und im Neuen Deutschland. Zudem besuchte ein Fernsehteam des SWR die Veranstaltung.

Zeitungsartikel zum Bundesjugendtreffen 2017

TV/Radio-Berichte zum Bundesjugendtreffen 2017

Förderer

Zum Bundesjugendtreffen 2016, organisiert von Amaro Drom e.V. und Terno Drom e.V., kamen vom 30. September bis 3. Oktober 2016 rund 100 jugendliche Rom*nja und Sinti*zze aus dem gesamten Bundesgebiet in Nideggen-Schmidt (NRW) zusammen. Das Treffen stand unter dem Motto „Fremd im eigenen Land? – Bipindzarutno Ki Ti Phuv?“ und fokussierte auf den Umstand, dass Rom*nja und Sinti*zze, obwohl sie ein Teil der deutschen Gesellschaft sind, durch mediale Berichterstattung, durch Alltagsrassismus und durch eine rigide Abschiebepolitik oftmals suggeriert wird, sie gehörten nicht zu Deutschland.

In sieben teils wissenschaftlich, teils künstlerisch orientierten Workshops sowie einer Podiumsdiskussion mit fünf Persönlichkeiten der Community, darunter Riccardo M. Sahiti, Dirigent und Gründer der Roma-und-Sinti-Philharmoniker, beschäftigten sich die Jugendlichen mit der Geschichte und dem Empowerment von Rom*nja und Sinti*zze, der Erfahrung von Rassismus und Ausgrenzung und den Themen Männlichkeit, Sexualität und Verhütung. Auf der Abschlussveranstaltung präsentierten die jungen Teilnehmer*innen die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzungen und traten mit eigens erarbeiteten Lied-, Sprech- und Tanzstücken selbstbewusst Vorurteilen und Fremdzuschreibungen entgegen, die ihren Alltag in Deutschland nach wie vor erschweren. Begleitet wurde die Veranstaltung in diesem Jahr von einem Filmteam des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das zahlreiche Interviews mit Teilnehmer*innen und Organisator*innen führte.

Förderer

Vom 19. bis 24. November 2015 fand das Bundesjugendtreffen unter dem Motto „Me sem kate! E tu? – Ich bin dabei! Und du?“ in Gailhof bei Hannover statt. Organisiert wurde das Zusammenkommen von insgesamt über 130 jungen Rom*nja und Sinti*zze und jungen Nicht-Rom*nja in diesem Jahr von Amaro Drom in Kooperation mit Ternengo Drom e Romengo – Roma-Jugendliche in Niedersachsen e.V.

In zwölf verschiedenen, von insgesamt 14 Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen sowie Künstler*innen angeleiteten Workshops beschäftigten sich die teilnehmenden Jugendlichen über zwei Tage lang intensiv mit Themen wie Frauen-Empowerment, Identitätsfindung als Rom*nja und Sinti*zze, Geschichte der Rom*nja und des Genozids während des Nationalsozialismus, Fragen der Asyl- und Flüchtlingspolitik und Bleiberechtsrechtskämpfen. In den künstlerisch orientierten Workshops wurden Tanz- und Theaterauftritte, Videos und Lieder, darunter der „Dikhen Amen Song“, erarbeitet, die auf Abschlussveranstaltung präsentiert wurden. Im Rahmen des Bundesjugendtreffens besuchten die Teilnehmer*innen in diesem Jahr zudem den niedersächsischen Landtag und diskutierten dort mit Politiker*innen verschiedener Parteien die Verschärfungen des deutschen Asylrechts und berichteten ihnen aus eigener Erfahrung von den Lebensbedingungen und Diskriminierungen in den von der Bundesregierung als „sichere Herkunftsstaaten“ deklarierten westlichen Balkanländern.

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