Das Bundesjugendtreffen junger Rom*nja
und Sinti*zze und Nicht-Rom*nja
Das erste Bundesjugendtreffen junger Rom*nja und Sinti*zze und Nicht-Rom*nja fand 2009 statt. Seit 2013 findet das Bundesjugendtreffen regelmäßig einmal jährlich an wechselnden Orten im Bundesgebiet statt und ist seitdem zu einem einzigartigen und unverzichtbaren Ort des Zusammenkommens und der Vernetzung junger Rom*nja und Sinti*zze sowie Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit anderen kulturellen Hintergründen geworden. Das Bundesjugendtreffen ist zugleich ein Ort der Emanzipation, des Empowerments und der politischen Teilhabe junger Rom*nja und Sinti*zze, der ihnen aufgrund zahlreicher Diskriminierungen und Hindernisse im Alltag des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland oftmals verwehrt bleibt. Darüber hinaus dienen die Bundesjugendtreffen der Sichtbarkeit des Miteinander von jungen Rom*nja und Sinti*zze und jungen Nicht-Rom*nja und bieten Gelegenheit dazu, positive, vor allem aber selbstbestimmte Bilder und Stimmen der Minderheit zu verbreiten und hervorzuheben und damit einen wichtigen Beitrag zum Abbau antiziganistischer Vorurteile in der Mehrheitsgesellschaft zu leisten. Mit mehr als einhundert Teilnehmer*innen, bis zu zwölf unterschiedlichen Workshops zu Empowerment und zu Themen der politischen und historischen Bildungsarbeit sowie in der Regel vier Veranstaltungstagen ist das Bundesjugendtreffen das bedeutendste und größte bundesweite Zusammenkommen junger Rom*nja, Sinti*zze und Nicht-Rom*nja in Deutschland.
Organisiert wird das jährliche Bundesjugendtreffen von Amaro Drom e.V., dem Bundes-dachverband der Jugendselbstorganisationen von Rom*nja und Sinti*zze in Deutschland. Amaro Drom kooperiert dabei je nach Austragungsort und Thematik der Bundesjugendtreffen mit verschiedenen Landesverbänden und Ortsgruppen junger Rom*nja und Sinti*zze. Die gemeinsame Planung, Organisation und Durchführung der Zusammentreffen stärken den Zusammenhalt der diversen Jugendgruppen und nehmen eine wichtige Rolle bei der unerlässlichen Vernetzung und Bündelung unterschiedlicher lokaler und regionaler Kräfte ein, die sich in Deutschland für die Rechte, Belange und Interessen junger Rom*nja und Sinti*zze einsetzen und beim Empowerment der Jugendlichen sowie der Bekämpfung von Antiziganismus in der Mehrheitsgesellschaft über unterschiedliche Kompetenzen und Erfahrungen verfügen. Durch den Austausch und die Zusammenführung dieser Wissens- und Erfahrungsbestände tragen die Bundesjugendtreffen somit zu einer Professionalisierung der an ihrer Durchführung beteiligten Landesverbände und Ortsgruppen bei. Durch die Kooperation mit zahlreichen anderen Akteur*innen der Jugend- und Bildungsarbeit, welche die Bundesjugendtreffen Jahr für Jahr in verschiedener Form unterstützen, werden die Möglichkeiten der politischen und gesellschaftlichen Einflussnahme der bundesweiten Jugendselbstorganisationen von Rom*nja- und Sinti*zze zusätzlich gestärkt.
Zentrales Ziel der Bundesjugendtreffen ist es, den teilnehmenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Raum zu bieten, in dem sie offen und ungezwungen über ihre Lebensrealität sprechen und sich über gesellschaftliche, kulturelle und politische Fragen, die mit ihrer eigenen Biografie im Zusammenhang stehen, austauschen können. Hierzu nehmen die Jugendlichen während des Bundesjugendtreffens an einzelnen, von professionellen Teamer*innen angeleiteten Workshops teil, in denen sie dazu ermutigt werden, selbstbewusst ihre eigenen Meinungen und Positionen zu vertreten, aber auch persönliche Ängste, Zweifel und Wünsche zu äußern. Dabei bearbeiten die Teilnehmer*innen so unterschiedliche Themen wie die Geschichte von Rom*nja und Sinti*zze in Deutschland und Europa, ihre Verfolgung und Ermordung während des Nationalsozialismus, aktuelle politische Fragen zu Asylrecht und Abschiebepraktiken, Fragen der Identitäts- und Berufsfindung, der Geschlechtergerechtigkeit und des Empowerments sowie mögliche Strategien und den Umgang mit konkreten Rassismuserfahrungen, gesellschaftlichen Vorurteilen und wiederkehrenden medialen Stereotypen, welche die Wahrnehmung von Rom*nja und Sinti*zze in der deutschen Mehrheitsgesellschaft nach wie vor beherrschen. Ein besonderes Anliegen der Workshops besteht darin, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen Möglichkeiten der politischen und gesellschaftlichen Partizipation aufzuzeigen und ihnen Wege und Werkzeuge zu vermitteln, mit denen sie sich innerhalb wie außerhalb der Jugendselbstorganisationen von Rom*nja und Sinti*zze aktiv in die politisch-historische Bildungsarbeit einbringen können. In diesem Zusammenhang bieten die Bundesjugendtreffen den Teilnehmer*innen die Gelegenheit, mit bekannten Persönlichkeiten und Vorbildern aus der Community sowie politischen Entscheidungsträger*innen zusammentreffen und mit ihnen über gesellschaftlich und politisch relevante Fragestellungen zu diskutieren. Einen hohen Stellenwert nehmen im alljährlichen Programm auch die verschiedenen künstlerisch orientierten Workshops ein, in denen Musik-, Theater-, Tanz- oder Commedystücke erarbeitet werden, deren Aufführung auf der abschließenden Präsentation der einzelnen Workshops häufig zu den Höhepunkten der jährlichen Bundesjugendtreffen gehören.
Begleitet werden die Bundesjugendtreffen jedes Jahr von einer umfangreichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. So werden Vertreter*innen lokaler, regionaler und überregionaler Medien (von Zeitungen, Wochenzeitschriften, Rundfunk, Fernsehen u.a.) bereits im Vorfeld von Amaro Drom über Themen und Veranstaltungen der Bundesjugendtreffen informiert und zu zahlreichen öffentlichen Teilveranstaltungen, wie einzelnen Abschlusspräsentationen oder Podiumsdiskussionen mit Politiker*innen gezielt eingeladen. Zudem erhalten Medienvertreter*innen auf den Bundesjugendtreffen regelmäßig die Möglichkeit, Interviews mit Organisator*innen und Teilnehmer*innen zu führen. Die Bundesjugendtreffen eröffnet damit die Gelegenheit, weite Kreise der Gesellschaft über Lebensrealitäten, Aktivitäten und Herausforderungen junger Rom*nja und Sinti*zze in Deutschland zu informieren und zugleich Medienschaffende für eine vorurteilsfreie Berichterstattung über die Minderheit zu sensibilisieren.