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Amari Zor – Unsere Kraft

Im Rahmen des Projekts „Kompetenznetzwerk Antiziganismus Amaro Drom e.V.“ fand im Pegasus- Hotel in Berlin vom 18. bis 20. November 2022 das vierte Modul der Multiplikator*innen-Ausbildung „Amari Zor – Unsere Kraft“ statt. Die Veranstaltung wurde von Julia Alkaan vom Verein Bildungsbausteine e.V. moderiert und widmete sich der Praxis von Sensibilisierungs- und Antirassismus-Workshops. Die angehenden Multiplikator*innen hatten dabei zahlreiche Gelegenheiten, die in den vorausgegangenen Ausbildungsmodulen thematisierten Konzepte und Methoden anzuwenden und sich in der Workshopleitung auszuprobieren.

Folgende Methoden wurden während des Wochenendes von den Teilnehmenden erprobt:

 

Geschichte meines Namens:

Diese Übung ist besonders als Einstiegsübung am Anfang von Workshops sehr geeinet.

Die Teilnehmer*innen sagen ihre Namen und erörtern Ausprache, Schreibweise und, sofern ihnen bekannt, die Bedeutung ihres Namens. Auch gehen sie darauf ein, wie ihnen ihre eigenen Namen gefallen und wer ihnen ihren Namen gegeben hat. Die Teilnehmer*innen wechselsten sich bei der Moderation ab und gaben sich anschließend gegenseitig Feedback.

Die Methode ermöglicht das Kennenlernen unter den Teilnehmenden und hilft dabei, sich die Namen schnell und einfach einzuprägen. Außerdem können diverse Hintergründe der Teilnehmenden auf wertschätzende Art und Weise sichtbar gemacht werden. Alle können sich auf gleicher Augenhöhe sehen, mögliche Hierarchien werden aufgebrochen. Zu Anfang der Übung sollte die teamende Person darauf hinweisen, dass die Übung freiwillig ist und dass die persönlichen Informationen aller Teilnehmenden innerhalb des Workshops-Raums bleiben und nicht nach außen getragen werden. Im Anschluss erklärt die teamende Person, dass niemand ausgelacht wird und auf gegenseitigen Respekt geachtet werden soll.

Gerade bei Namen, welche den Teilnehmenden nicht bekannt sind, kann es zu Irritationen in der Gruppe kommen. Hier ist es wichtig, dass die teamende Person die Stimmung

stets in Richtung gegenseitiger Wertschätzung lenkt. Nach jeder Präsentation konnten die anderen Teilnehmer*innen aus der Runde kurze Verständnis- oder Nachfragen stellen.

 

 

Diskriminierungbarometer

Bei dieser Übung positionieren sich die Teilnehmenden zu verschiedenen Fragen entsprechend ihrer Antworten im Raum. Die Fragen beziehen sich auf individuelle Merkmale wie Alter, Name oder die Anfahrt zum Seminar sowie auf Erfahrungen mit bestimmten Themen und auf Haltungen. Die Übung dient der Aktivierung, zum Kennenlernen und zum Einstieg in das Thema Diskriminierung.

Einige der gestellten Fragen lösten in der Gruppe besonders viel Erörterungsbedarf aus, wie zum Beispiel: „An der Kasse steht eine Frau mit Kopftuch und die Kassiererin sagt zu ihr, sie reden aber gut Deutsch“. Die Multiplikatorinnen sollten sich positionieren, ob sie diese Situation „OK“ oder „nicht OK“ finden und ob sie denken, dass die Situation etwas mit Diskriminierung zu tun hat oder nicht. Kompliziert fanden die Teilnhemenden auch die folgende Aussage: Eine Sozialarbeiterin kann die Namen von Kindern in der Schule nicht richtig aussprechen. Die Teilnehmerinnen vermuteten einerseits, dass die Sozialarbeiterin möchte die Name des Schülerinnen nicht richtig erlernen möchte bzw. der richtigen Namensaussprache keine große Bedeutung beimimißt. Andererseits gab es aber auch Stimmen, die meinten die Sozialarbeiterin habe dabei keine schlechten Absichten und könne nicht-deutsche Namen einfach schwer aussprechen. Die Multiplikatorinnen wussten nicht, ob diese Situation für sie „OK“ oder „nicht OK“ ist und diskutierten sehr lange darüber.

Die Teilnehmer*innen fanden diese Methode sehr gut, weil sie zeigt, wie unterschiedlich wir Situationen wahrnehmen. Sie hatten teilweise sehr unterschiedliche Meinungen, und als sie sich positioniert haben, konnten sie z.B. sehen: „Ah, meine Freundin hat aber darüber eine andere Meinung, obwohl es für mich selbstverständlich ist, dass die genannte Situation nicht Ok war“. Sie fanden die Methode so gut, dass sie am liebsten noch mehr Aussagen zur Diskussion gehabt hätten.

 

Positionsbarometer Antiziganismus

Beim Positionbarometer Antiziganismus wurden die folgende Aussagen diskutiert:Ich weiß etwas über der Geschichte der Sinti*zza und Rom*nja“,Ich kenne persönlich Leute mit Rom*nja oder Sinti*zza Hintergrund“ undWenn ich an Rom*nja oder Sinti*zza denke, fallen mit folgende typische Merkmale und/oder Geschichten ein“. Die Fragen brachten die Teilnehmenden auch dazu, darüber zu reflektieren, wie sie in der Vergangenheit mit dem Z-Wort umgegangen sind. Es wurde nocheinmal die Bedeutung des Wortes verdeutlicht und an die Ausführungen von Hristo Kyuchukov während des ersten Ausbildungsmoduls erinnert.

 

Was siehst du? Methode zur Sensibilisierung für Vorurteile

Diese Methode trägt dazu bei, unsere Wahrnehmung hinsichtlich bestimmter Situationen, gegenstände, Bilder etc. zu sensibilisieren und kritisch zu hinterfragen. Die teamende Person malt dabei einen roten, etwa wallnussgroßen Punkt auf ein Flipchartpapier. Die Teilnehmer*innen setzen sich im Stuhlkreis zusammen. In die Mitte des Kreises legt die teamende Person nun das Flipchartpapier und befragt die Teilnehmer*innen, was sie da sehen. Daraus ergibt sich in der Regel eine Diskussion darüber, wie es dazo kommen konnte, dass fast alle lediglich den roten Punkt genannt habe und nicht das weiße Papier. Dieser Sachverhalt lässt sich darauf übertragen, dass viele Menschen ihrem erstem Eindruck von einer Situation vertrauen, den größeren Kontext aber nicht berücksichtigen. Anschließende Diskussionsfragen waren: „Wie nehmen wir Menschen wahr?“, „Wie nehmen wir die Situationen wahr, in denen sie sich befinden?“, „Welche Potenziale sehen wir in ihnen?“ und „Warum ist es wichtig, immer auch die (gesellschaftlichen) Rahmenbedingungen einer Situation zu betrachten?“

 

Gender Collage:

Die Methode sollte besser mit Gruppen durchgeführt werden, die man schon etwas besser kennt, da das Thema Geschlecht vor allem im Jugendalter sehr sensibel ist und viele Jugendliche noch in der Findungsphase sind, was Sexualität und Identität angeht.

Vor der eigentlichen Übung positionierte sich die Gruppe zu den beiden Aussagen:Frauen und Männer sind gleichberechtigt.“ undMädchen und Jungen werden nicht als Mädchen oder Jungen geboren, sondern werden dazu gemacht.“ Besonders auf letztere Frage hat die Gruppe sehr stark reagiert, und wir haben eine gute Diskussion gehabt, in der auch über Trans* und Inter*Personen diskutiert und so deutlich wurde, dass es nicht nur zwei Geschlechter gibt. Einige der Teilnehmenden waren aber auch verwirrt über die Frage und wussten nicht, was sie sagen sollen. Insgesamt taten sich viele schwer damit, das Geschlecht als ein Konstrukt zu verstehen. Danach haben wir darüber gesprochen, was Bekannte und Familienangehörige der Teilnehmer*innen an Erwartungen, wie Frauen und Männer sein sollten, und welche geschlechtsspezifischen Zuschreibungen sie an sie richten. Das hat sehr gut funktioniert, sie haben sofort verstanden, dass wir in der Gesellschaft und sogar in der Roma-Community sehr unterschiedliche Meinung haben können.

Bei der Gender Collage hat die Gruppe dann mehrere Fotos aus verschiedenen Zeiten und Publikationen bekommen und gemeinsam die darin enthaltenen Geschlechtskonstruktionen diskutiert.

 

Fazit:

Die Teilnehmer*innen haben im Praxis-Modul sehr viele Methoden und Konzepte ausprobiert, mit denen sie zukunftig eigene Workshops gestalten können. Zudem haben sie gelernt, wie sie sich vor einem Publikum präsentieren und frei sprechen können. vertreten soll. Sie haben auch viel Gruppenarbeit gemacht, in der sie sich einander besser kennenlernen konnten, was wichtig ist, um in der Zukunft auch zusammen Workshops durchführen zu können.

Am Ende der Veranstaltung haben die Teilnehmer*innen ein Zertifikat bekommen, in dem ihnen die erfolgreiche Teilnhame an den vier Modulen der Multiplikator*innen-Ausbildung „Amari Zor – Unsere Kraft“ bestätigt wurde.

 

Amaro Drom e.V.  lädt zum Modul 1 unserer intersektionellen Akademie ein. Der 5-Tägige interaktive Workshop für Jugendliche und junge Erwachsene von 16-27 Jahren zum Thema “Kommunikation und diversitätssensible Sprache” findet vom 26. bis 30.7. im Jugendgästehaus “Aasee” statt. Weitere Informationen und die Anmeldung findet ihr in unserem Veranstaltungskalender.

Am 18. März 2023 fand das zweite Online-Abstimmungstreffen der Jugendgruppenkoordinator*innen im Projekt Kompetenznetzwerk Antiziganismus Amaro Drom e.V.

statt. Gemeinsam mit den Jugendgruppenkoordinator*innen der Standorte Berlin, Dresden, Leipzig, Frankfurt am Main, Freiburg im Breisgau und Wuppertal erörterte zunächst Mario Asef, der auf dem letzten Bundesjugendtreffen den TikTok-Workshop durchgeführt hatte, mit den Teilnehmenden Ideen und Formate für die Gestaltung der Erklärvideos, die in diesem Jahr von den lokalen Jugendgruppen erstellt werden sollen.

Dabei wurden folgende Themen vorgeschlagen:

  • TikTok Filtern (Sag uns deine Meinung)
  • Zeigt uns dein Viertel (Was magst du an deinen Viertel und was nicht?)
  • Empowerment Statement (Was gibt dir Kraft?)
  • Was bedeutet Freundschaft für dich?
  • Was bedeutet für dich Sinti*zze und Rom*nja zu sein?

Im Anschluss daran wurden erneut gemeinsam Probleme und Herausforderungen bei der Durchführung der lokalen Empowerment Maßnahmen besprochen sowie die Schwerpunktthemen der Jugendzeitschrift konkretisiert. Schließlich wurden auf dem Treffen die wichtigsten Termine 2023, darunter das Bundesjugendtreffen-Vorbereitungstreffen vom 14. bis 16. April sowie das am 6. Mai stattfindende Herdelezi-Roma-Kulturfestival-Straßenfest besprochen.

Am 4. Februar fand im Rahmen des Projektes Kompetenznetzwerks Antiziganismus Amaro Drom e.V. das erste Online-Abstimmungstreffen im Jahr 2023 statt. Gemeinsam mit den Jugendgruppen- koordinator*innen der Standorte Berlin, Dresden, Leipzig, Frankfurt am Main und des neuen Standortes Wuppertal besprach das hauptamtliche Projektteam dabei vor allem Probleme und Herausforderungen bei der Jugendgruppenbildung sowie der Durchführung der lokalen Empowerment Maßnahmen.

Zudem stellten Eva Adam und Ajriz Bekirovski die Jugendzeitschrift-Themen 2023 vor. Das Schwerpunktthema der ersten Ausgabe 2023 ist demnach die Schule. Die Koordinator*innen haben sich dieses Thema selbst ausgewählt und möchten u.a. über die Nicht-Berücksichtigung der Verfolgungsgeschichte von Rom*nja und Sinti*zze in den Lehrplänen und Schulbüchern oder darüber schreiben, was sie selbst als Romni haben in der Schule für Erfahrungen gemacht haben, und bei wem sie Unterstützung gefunden haben, wenn sie mit Diskriminierungen oder anderen Schwierigkeiten in der Schule konfrontiert waren. Als weiteres Thema für die Zeitschrift möchten die Koordinator*innen ihre Städte, in denen sie leben, bekannter machen und beispielsweise über Sehenswürdigkeiten und Orte, an denen sie sich bersonders gerne aufhalten, schreiben. Als Schwerpunktthema für die zweite Ausgabe 2023 wurde zudem der 8. April ausgewählt.

Ajriz Bekirovski erörterte mit den Teilnehmenden im Anschluss daran Ideen und Formate für die Gestaltung der Erklärvideos, die im kommenden Jahr von den lokalen Jugendgruppen erstellt werden sollen. Schließlich wurden auf dem Treffen die wichtigsten Termine 2023 darunter das für Mitte April geplante Bundesjugendtreffen-Vorbereitungstreffen sowie das am 6.Mai stattfindende Herdelezi-Roma-Kulturfestival Straßenfest besprochen.