Pressemitteilung von Romano Sumnal zur Eröffnung der Melde – und Informations- stelle Antiziganismus Sachsen
Anlässlich des Internationalen Tages der Roma am 8. April 2022 eröffnet die Melde – und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) Sachsen beim Verein Romano Sumnal e.V. Verband der Roma und Sinti in Sachsen. Das Projekt ist Teil einer bundesweiten Arbeitsgemeinschaft. Das Ziel von MIA ist, im Bundesland Sachsen Monitoring zu betreiben und ein verlässliches Bild über Auftreten und Umfang von rassistischer Diskriminierung gegenüber Rom*nja und Sint*izza zu erhalten. Die gesammelten Daten werden in eine bundesweite Datenbank eingespeist. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium des Inneren, und koordiniert vom Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma.
Die Coronapandemie hat gezeigt, wie schnell rassistische Vorurteile gegenüber Rom*nja und Sinti*zze zu völlig aus der Luft gegriffenen Beschuldigungen führen. Im NSU-Komplex haben antiziganistische Feindbilder die Ermittlungen in eine völlig falsche Richtung geführt und im Sinne einer Täter-Opfer-Umkehr von Rassismus Betroffene zu Verdächtigen gemacht. Für bundesweite Empörung bei Roma- und anderen Migrantenselbstorganisationen [und anderen von Rassismus Betroffenen] hat die Fernsehsendung „Die letzte Instanz“ gesorgt, in der Prominente mit unverhohlener Sorg- und Verständnislosigkeit antiziganistische Parolen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verbreitet haben. Auch in Sachsen kommt es immer wieder zu rassistischen Vorfällen gegenüber Rom*nja und Sinti*zze. So etwa, wenn Kulturveranstalter wie die Dresdner Jazztage sich über die Ablehnung der Fremdbezeichnung Z*** durch die Mehrheit der Angehörigen der Sinti und Roma hinwegsetzt und deren Forderungen ins Lächerliche zieht. Oder wenn die Umbenennung einiger Kunstwerke der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die rassistische, teilweise auch antiziganistische Titel tragen, auf vehementen Widerstand ‚besorgter Bürger‘ stößt. Oder wenn Fußballspiele sächsischer Fußballklubs von antiziganistischen Fangesängen begleitet werden. Antiziganismus (Antiromaismus) äußert sich aber auch viel subtiler, etwa durch verdachtsunabhängige Polizeikontrollen, durch die Vorenthaltung oder erschwerten Zugang zu staatlichen bzw. behördlichen Leistungen, durch Benachteiligung im Bildungswesen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Bei der Meldestelle können sich sowohl Personen melden, die selbst einen antiziganistischen (antiromaistischen) Vorfall erlebt haben, als auch Menschen, die Zeug*innen eines solchen Vorfalls geworden sind. Für Betroffene und Zeug*innen bieten wir eine Erst- und Verweisberatung an.
Eine Erfassung antiziganistischer (antiromaistischer) Vorfälle gibt es in Sachsen bisher nicht, und ist in Deutschland auch erst im Aufbau. Wir freuen uns, als Selbstvertretungsorganisation der Roma und Sinti in Sachsen Teil dieses Projektes zu sein. Gjulner Sejdi, Vorsitzender von Romano Sumnal e.V., sagt: „Als Verband der sächsischen Roma und Sinti kämpfen wir seit Jahren gegen den Rassismus, der uns und unseren Menschen entgegen gebracht wird.“
Die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus in Leipzig nimmt am 8. April 2022 ihre Arbeit auf. Weitere Informationen gibt es auf unserer Webseite www.romano-sumnal.com. Kontaktieren können Sie uns persönlich in unserem Büro in der Ludwigsburger Str. 14, per E-Mail (meldestelle@romano-sumnal.com) oder per Telefon (0341 24785244) .
Am 8. April 2022 um 16 Uhr findet vor dem Neuen Rathaus in Leipzig eine Veranstaltung anlässlich des Internationalen Tags der Roma statt. Dort gibt es auch die Möglichkeit, mehr über die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus zu erfahren. Am Mittwoch, 27. April 2022, um 15 Uhr stellen wir MIA der interessierten Öffentlichkeit in einer Online-Veranstaltung vor. Interessierte können sich dazu unter anmeldung@romano-sumnal.com anmelden.
Gjulner Sejdi
1. Vorsitzender von Romano Sumnal e.V.