Bericht Bundesjugendtreffen 2024
Bericht vom Amaro Drom-Bundesjugendtreffen 2024 in Berlin
Vom 3. bis 6. Oktober 2024 fand in Berlin das Bundesjugendtreffen von Amaro Drom statt, das erneut unter dem Motto „Vas vastete. Amen sam zurale! – Hand in Hand“ stand. Rund 100 junge Roma und Nicht-Roma aus zehn verschiedenen Bundesländern kamen vier Tage lang in der Jugendherberge am Ostkreuz zusammen. Sie nutzten die Gelegenheit, um sich gegenseitig kennenzulernen, Netzwerke zu knüpfen und gemeinsam an interaktiven Workshops zu unterschiedlichen Themen wie Podcast, Musik, Theater, Kunst, Fotografie und Tanz teilzunehmen. Dabei entstanden viele kreative und inspirierende Projekte, die die Vielfalt und das Engagement der Teilnehmenden widerspiegelten.
Workshop 1: Entdecke die Kunst des TikTok-Tanzes mit Dzemo Arora (@dancewithcurry)
In diesem interaktiven Workshop führte Dzemo Arora, bekannt als @dancewithcurry auf TikTok, die Teilnehmenden in die Welt des TikTok-Tanzes ein. Die Jugendlichen lernten verschiedene Tanzbewegungen und Choreografien, die auf TikTok populär sind, und erhielten wertvolle Tipps zur Erstellung mitreißender Tanzvideos. Zudem vermittelte Dzemo, wie man sich kreativ auf TikTok präsentiert und eine engagierte Community aufbaut.
Workshop 2: Musikalische Vielfalt entdecken – Roma- und arabische Musiktraditionen
im Fokus Dieser Musik-Workshop bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, die reichen und vielfältigen Musiktraditionen der Roma und der arabischen Kultur zu erkunden. Gemeinsam wurden einzigartige Klänge, Rhythmen und Melodien dieser beiden Musikstile entdeckt. Besonders willkommen waren Teilnehmer*innen, die ein Instrument spielten oder gerne sangen, um ihre musikalischen Fähigkeiten einzubringen und Neues zu lernen.
Workshop 3: Podcast-Workshop – Von der Idee bis zur Veröffentlichung
In diesem Workshop tauchten die Jugendlichen in die Welt der Podcasts ein. Sie erhielten wertvolle Informationen zu Medien, lernten, wie man einen Podcast plant und konzipiert, und entwickelten gemeinsam ein spannendes Konzept. Während des Treffens erstellten sie ihren eigenen Podcast über die Veranstaltung. Am Ende wurden die aufgenommenen Podcasts angehört, Feedback gegeben und die technischen Vorbereitungen für die Veröffentlichung getroffen. Die entstandenen Werke wurden auf den Social-Media-Kanälen von Amaro Drom veröffentlicht.
Workshop 4: Amaro Dikhipe – Unser Blick: Ein Fotoworkshop
Unter der Leitung des Fotografen Andi Wieland beschäftigten sich die Teilnehmenden mit selbstbestimmter und diskriminierungsfreier Fotografie. Es wurde über Antiziganismus in der Fotografie diskutiert und erlernt, wie man konzeptionell und technisch hochwertige, menschenwürdige Bilder erstellt. Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, sich selbst darzustellen und professionelle Porträtfotos anfertigen zu lassen. Die entstandenen Bilder konnten für die Fotopools von Amaro Drom und Amaro Foro verwendet werden.
Workshop 5: Kunst als Selbstausdruck – Entdecke deine kreative Seite im Zeichenworkshop
Dieser Workshop ermöglichte es den Teilnehmenden, ihre Leidenschaft für Kunst zu entdecken und zu lernen, wie sie ihre Gefühle durch Zeichnungen ausdrücken können. Es wurden grundlegende Zeichentechniken erlernt und mit verschiedenen Stilen experimentiert. Die erstellten Kunstwerke spiegelten persönliche Erfahrungen und Emotionen wider und wurden in der Gruppe präsentiert und diskutiert. Ziel war es, das Selbstvertrauen zu stärken und Emotionen in beeindruckende Kunstwerke zu verwandeln.
Workshop 6: Theaterworkshop – Worauf wartest du?
In diesem Theaterworkshop setzten sich die Teilnehmenden mit dem Thema „Warten“ auseinander. Durch Austausch, Improvisation von Szenen, Schreiben von Texten und Entwickeln von Choreografien wurden verschiedene Facetten des Wartens beleuchtet. Dabei stand der Spaß im Vordergrund, und es wurden kreative Ausdrucksformen erprobt, um persönliche Erfahrungen und Gedanken zum Thema darzustellen.
Während des Treffens führten die Hauptamtlichen von Amaro Drom zahlreiche Interviews mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Diese berichteten offen über ihre Lebensrealitäten, die Herausforderungen in Schule, Ausbildung, Beruf und Alltag, ihre Erfahrungen mit Rassismus und Antiziganismus sowie ihre Visionen für eine tolerante und weltoffene Gesellschaft. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonten die große Bedeutung des Bundesjugendtreffens, das seit 2009 einen einzigartigen Raum für Emanzipation, Empowerment und politische Teilhabe bietet. Insbesondere in einer Gesellschaft, in der Roma und Sinti aufgrund von Diskriminierung oft von solchen Möglichkeiten ausgeschlossen sind, wird das Treffen als unverzichtbare Plattform wahrgenommen.
Die öffentliche Abschlussveranstaltung fand in diesem Jahr im Bildungsforum gegen Antiziganismus statt und wurde von den Teilnehmenden des Musik-Workshops gestaltet. Diese präsentierten eine beeindruckende Darbietung, in der sie die reichen und vielfältigen Musiktraditionen der Roma mit Elementen der arabischen Kultur kombinierten. Grußworte wurden von Thomas Heppener, Unterabteilungsleiter im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Programmverantwortlicher von „Demokratie leben!“, sowie Reem Alabali-Radovan, der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie Antirassismusbeauftragten, gehalten. Beide unterstrichen die Bedeutung der politischen Teilhabe junger Migrantinnen und Migranten sowie Minderheitenangehöriger für die Gestaltung einer offenen und lebendigen Demokratie. Ebenso hoben sie die Notwendigkeit hervor, dem Antiziganismus und anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entschlossen entgegenzutreten.
Thomas Erbel, Projektleiter von Amaro Drom im Kompetenznetzwerk Antiziganismus, präsentierte im Anschluss zentrale Ergebnisse und Erfolge der in den vergangenen drei Jahren durch das „Demokratie leben!“-Programm geförderten Projektaktivitäten. Dazu gehörten unter anderem der Aufbau von sieben neuen Jugendgruppen bundesweit, die Durchführung von Multiplikatoren- und Jugendleiter-Ausbildungen sowie Sensibilisierungsworkshops an Schulen über die Geschichte und Gegenwart von Sinti und Roma in Deutschland. Die Teilnehmenden des Bundesjugendtreffens trugen durch Theateraufführungen, Tanzdarbietungen sowie Wort- und Bildbeiträge bewegende Einblicke in ihre Workshop-Ergebnisse bei.
Ein besonderer Höhepunkt war die Podiumsdiskussion, bei der vier jugendliche Teilnehmerinnen zusammen mit prominenten Gästen wie Petra Pau, Vizepräsidentin des Bundestags (Die LINKE), Mehmet Daimagüler, Beauftragter der Bundesregierung gegen Antiziganismus, sowie Hakan Demir, SPD-Bundestagsabgeordneter, über zentrale Herausforderungen junger Roma und Sinti in Deutschland diskutierten. Themen waren unter anderem die fortwährende Diskriminierung im deutschen Bildungswesen, die Verbreitung von rechtsextremem Gedankengut sowie die Auswirkungen einer zunehmend restriktiven Asylpolitik in Europa. Die Diskussion machte deutlich, wie dringend strukturelle Veränderungen und eine Stärkung der politischen Teilhabe erforderlich sind.
Das Team von Amaro Drom bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmenden, Referentinnen, Gästen, Fördergeberinnen und Unterstützerinnen des Bundesjugendtreffens 2024. Vas vastete. Amen sam zurale! Hand in Hand. Wir sind stark!